Was ist ein Bürgerbegehren / Bürgerentscheid?
Der Radentscheid Bayreuth ist ein Bürgerbegehren einer freien Bürgerinitiative, die parteipolitisch unabhängig ist. Mit dem Radentscheid setzen wir uns für eine bessere Fahrrad-Infrastruktur in Bayreuth ein. Wenn das notwendige Quorum (ca. 3.600 Unterschriften) erreicht ist, wird es dem Bayreuther Stadtrat vorgelegt. Dieser kann es annehmen, einen Kompromiss mit uns aushandeln oder ablehnen. Im Fall einer Ablehnung kommt es zu einem Bürgerentscheid. Wird dieser angenommen, dann gelten unsere Forderungen wie ein Stadtratsbeschluss.
Warum ein Bürgerbegehren und nicht einfach eine Petition?
Eine Petition ist nicht rechtskräftig, sie bietet nur ein Stimmungsbild. Ein Bürgerbegehren / Bürgerentscheid hat aber fest definierte Folgen, und bietet so die einmalige Möglichkeit WIRKLICH etwas zu bewegen. Wir möchten uns nicht länger mit Floskeln abspeisen lassen - wir wollen Fakten schaffen.
Alle volljährigen EU-Bürger*innen, die ihren Wohnsitz in Bayreuth gemeldet haben, können unterschreiben.
Der Dino ist das inoffizielle Wahrzeichen der Stadt, und steht in der Fußgängerzone in der Maxstraße. Sympathischer als Richard Wagner, ist er gleichzeitig ein Symbol für das völlig veraltete Dogma einer autogerechten Stadt, welches Bayreuth geprägt hat und noch immer prägt. Gemeinsam mit euch wollen wir den Dino ins 21. Jahrhundert holen, für bessere Luft, ein sicheres Miteinander, und eine klimagerechte Stadt!
Warum soll der Radverkehr gefördert werden?
Fahrräder sind das moderne urbane Transportmittel schlechthin. Sie produzieren 0 Gramm CO2, keinen Feinstaub oder Stickoxide, sind sehr leise und brauchen deutlich weniger Platz als Autos. Außerdem stellen sie eine viel geringere Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer*innen dar als Autos. Mit dem Fahrrad erreicht man in Bayreuth kostengünstig und schnell sein Ziel, tut nebenbei noch etwas für seine Gesundheit und ist an der frischen Luft. (Probiert’s aus! :-)) Wenn also in Bayreuth mehr Menschen aufs Fahrrad umsteigen, dann kommt das allen zugute.
Wer steckt hinter dem Radentscheid?
Wir sind eine bunte Truppe verschiedenster Bürgerinnen und Bürger, welche die Situation für Radfahrende in Bayreuth zügig verbessern wollen. Der ADFC hat freundlicherweise ein Spendenkonto für uns eingerichtet, aber darüber hinaus gibt es keine Parteien oder Verbände, die hinter uns stehen. Wenn du neugierig bist, komm doch mal zu einem unserer Treffen und lerne uns kennen!
Warum soll ein Verkehrsmittel gegenüber allen anderen bevorzugt werden?
Zur Zeit wird nicht das Rad, sondern das Auto massiv bevorzugt. Riesige Summen werden jedes Jahr in den Autoverkehr investiert. Dazu wird ein Großteil des öffentlichen Raumes wie selbstverständlich dem Auto eingeräumt. Der Radentscheid Bayreuth möchte dafür sorgen, dass das Fahrrad einen angemessenen Anteil an Investitionen sowie am öffentlichen Verkehrsraum erhält. Die jetzige Verteilung ist ein Ergebnis der autozentrierten Stadtplanung in den 1960er Jahren. Was diese Politik angerichtet hat, mit all den zerstörten historischen Gebäuden, lässt sich nicht mehr wiedergutmachen. Die negativen Auswirkungen auf Aufenthalts- und Lebensqualität können wir aber sehr wohl korrigieren.
Was bringen diese Forderungen mir als Autofahrer*in?
Von Verbesserungen der Radverkehrsführung und besseren Straßen und Wegen profitiert nicht nur der Radverkehr. Durch eine klare Verkehrsführung kann sich der Autoverkehr insbesondere an Querungsstellen besser auf den Rad- und Fußverkehr einstellen. Dadurch sinkt sowohl das Konfliktpotential als auch die Unfallgefahr für alle am Straßenverkehr beteiligten Menschen, egal ob auf dem Rad, zu Fuß oder im Auto. Außerdem kann die Verkehrsbelastung auf dem Ring und die Parkplatzsituation in der Innenstadt dadurch entspannt werden, dass es attraktiver wird, mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zu fahren.
Wo liegt das Problem, man kann doch schon überall Rad fahren?
Es reicht nicht aus, dass man mit dem Fahrrad theoretisch überall hin kommt. Fahrrad fahren muss sicher, entspannt und komfortabel werden, damit Menschen jeden Alters diese Möglichkeit nutzen können. Im Moment werden der Fuß- und Radverkehr auf das bisschen Fläche gequetscht, das der Autoverkehr übrig lässt. Aber auf schmale Schutzstreifen, auf welchen man von Lkws mit hohem Tempo und zu geringem Abstand überholt wird, wagen sich nun mal nur die Mutigsten vor. Der Radentscheid richtet sich daher auch nicht an die “Hardcore-Radler” , welche schon jetzt zu jeder Jahreszeit immer mit dem Rad fahren. Der Fokus liegt auf den Bevölkerungsgruppen, welche von der jetzigen Infrastruktur ausgeschlossen werden. Seniorinnen und Senioren, für welche die Ebike-Revolution dramatische Verbesserungen in der Lebensqualität bringen kann. Kleine Kinder, welche endlich mit dem Fahrrad zur Schule fahren möchten. All diese Menschen sollen sich auf dem Fahrrad sicher fühlen dürfen, und genau dafür werden wir uns einsetzen.
Radfahrer*innen halten sich nie an die Verkehrsregeln!
Im Verkehr gibt es leider immer Menschen, die die Verkehrsregeln verletzen - unabhängig davon welches Verkehrsmittel sie dabei benutzen. Der Fahrraddepp ist wie der Autodepp kein Depp, weil er Rad fährt, sondern weil er ein Depp ist. Durch die Schaffung eines guten und zweckmäßigen Radwegenetzes, bei dem die Belange des Radverkehrs gleichwertig mit denen der anderen Verkehrsmitteln berücksichtigt werden, wird das regelkonforme Verhalten jedoch attraktiver und das Konfliktpotential im Straßenverkehr gesenkt. Untersuchungen zeigen, je breiter und sicherer die Infrastruktur, desto mehr Radfahrende benutzen diese regelkonform. Siehe [hier](https://udv.de/de/publikationen/forschungsberichte/sicherheit-und-nutzbarkeit-markierter-radverkehrsfuehrungen), S.62
Ich fahre mit dem Auto, zusätzliche Radwege nehmen meinen Platz weg.
Als Autofahrer*in sollte man jeder Person, die mit dem Fahrrad unterwegs ist, dankbar sein. Denn schließlich verstopft sie nicht im Auto sitzend meine Straße! Man möge sich nur mal vorstellen, alle Radfahrer*innen würden aufs Auto umsteigen. Bayreuth würde einen sofortigen Verkehrskollaps erleiden. Denn Fahrräder verbrauchen einfach viel weniger Platz als Autos:
Gute Infrastruktur führt zu einer erhöhten Nutzung derselben. Wenn durch qualitativ hochwertige Radwege mehr Menschen aufs Rad umsteigen, dann haben wir alle mehr Platz zur Verfügung. Das kann sogar zu einer Verbesserung des Autoverkehrs führen, selbst wenn an der ein oder anderen Stelle vielleicht mal ein Park- oder Fahrstreifen wegfällt.
Menschen, die Rad fahren, zahlen gar nicht für die Straßen und Radwege Bayreuths.
Nein. Straßen und andere Kfz-Infrastruktur wird aus dem allgemeinen Steuertopf gebaut, repariert und unterhalten. In den Topf zahlen Radfahrende in Deutschland zum Beispiel Einkommensteuer, Mehrwertsteuer und viele andere Steuerarten ein und finanzieren damit die Straßen. Die Abgaben auf Kraftstoffe, Fahrzeuge usw. werden wie andere Steuern auch für alles Mögliche verwendet. Selbst wenn diese „Auto-Steuern“ ausschließlich für die Straßen ausgegeben würden, könnten sie das riesige schwarze Loch für die gesellschaftlichen Kosten des motorisierten Verkehrs nicht füllen. Dazu zählen zum Beispiel die Schäden, die durch Umweltverschmutzung und Unfälle entstehen. Laut einer aktuellen Studie der Universität Kassel liegen die externen Kosten des Pkw-Verkehrs in den Städten Kassel, Bremen und Kiel zwischen 5 und 9 Cent pro Kilometer.
In Bayreuth werden pro Tag 1.000.000 Personen-km mit dem MIV zurückgelegt. Der durchschnittlich ableitbare Pkw-Besetzungsgrad liegt bei 1,5 Personen. Wenn die externen Kosten ähnlich hoch wie in oben genannten Städten sind, wovon leider auszugehen ist, betragen die gesellschaftlichen Kosten, welche Bayreuther Autofahrer verursachen, zwischen 30.000 und 60.000 Euro pro Tag!
Diese sehr grobe Überschlagsrechnung zeigt einem die Ausmaße der verdeckten Kosten des Autoverkehrs. Diese werden von uns allen bezahlt, egal ob wir mit dem Auto fahren oder nicht.
Mehr Radverkehr nützt jedem in der Gesellschaft, selbst denen, die nie mit dem Rad unterwegs sind. Mehr Menschen auf dem Fahrrad bedeuten weniger Autos und Staus, mehr Platz in Bussen, weniger Verschmutzung durch Abgase und eine gesündere Bevölkerung im Allgemeinen.
Die meisten Menschen, die Rad fahren, besitzen/benutzen auch motorisierte Fahrzeuge (nur sehr wenige Menschen benutzen ein einziges Verkehrsmittel), bezahlen also auch die „Auto-Steuern“. Fahrradfahren verursacht außerdem so gut wie keine Straßenschäden, so dass weniger repariert werden muss.
Niemand erwartet von Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, dass sie Steuern für die Benutzung der Gehwege bezahlen. Radfahren sollte da nicht anders sein, insbesondere weil mehr Radverkehr allen in der Gesellschaft zugute kommt.
https://www.uni-kassel.de/fb14bau/fileadmin/datas/fb14/Institute/IfV/Verkehrsplanung-und-Verkehrssysteme/Forschung/Projekte/Zusammenfassung_Ausblick.pdf
https://www.bayreuth.de/wp-content/uploads/2017/11/Endbericht_Mobilitätsuntersuchung_Bayreuth_2015.pdf , Seite 45
Ich bin Fußgänger*in und fühle mich von Radfahrenden bedrängt, die auf dem Gehweg fahren. Warum sollte ich den Radentscheid Bayreuth unterstützen?
Fahrräder gehören nicht auf den Gehweg, sondern auf den Radweg. Tatsächlich fahren Fahrradfahrer*innen manchmal auch auf dem Gehweg - vor allem dort, wo ein Radweg nicht vorhanden, in schlechtem Zustand oder zugeparkt ist. Das entschuldigt dieses Verhalten nicht, begründet es aber zumindest. Regelverstöße werden von allen Verkehrsteilnehmer*innen aktuell leider noch viel zu oft begangen – etwas, das wir keinesfalls bestärken oder fördern wollen! Eine angemessene Infrastruktur jedoch führt erwiesenermaßen zu mehr Regeltreue - auch unter den Radfahrenden. Solange jedoch Fußgänger*innen und Radfahrende auf das bisschen Platz gequetscht werden, das der Autoverkehr übrig lässt, werden Konflikte provoziert.
Der Radentscheid fordert deshalb an vielbefahrenen Straßen klar getrennte, sichere und vom motorisierten Verkehr nicht befahrbare Wege und ist – auf Grund der Erfahrungen aus anderen Ländern – davon überzeugt, dass diese von den Radfahrenden dann auch gerne genutzt werden. So können Fußgänger*innen wieder ungestört auf dem Gehweg unterwegs sein. Mehr Platz und Sicherheit für Fahrräder auf der Straße bedeuten mehr Platz und Sicherheit für Fußgänger*innen auf dem Gehweg.
Bei schlechtem Wetter fährt doch ohnehin kaum jemand mit dem Rad.
Wenn die Straßen und vor allem auch Radwege gut gestaltet sind und gut unterhalten werden (Winterräumdienst usw.), kann man sowohl zu Fuß als auch mit dem Rad unterwegs sein, selbst wenn das Wetter mal nicht so schön ist. Gerade in Bayreuth geht das, da die Wege sehr kurz sind. Das bestätigt sich, wenn man mit offenen Augen durch Bayreuth geht. Auch im Winter sind viele Menschen mit dem Rad unterwegs.
Die Menschen in den Niederlanden und Dänemark zeigen uns, dass ganzjährige Mobilität mit dem Fahrrad möglich ist. Ein gutes Management der Straßen mit Winterdienst der Hauptradwege sorgt dafür, dass für die meisten Menschen das Rad als Verkehrsmittel auch im Winter praktikabel bleibt. Und die Niederlande und Dänemark haben nun wirklich kein angenehmeres Klima als wir. Wir denken: Bayreuth kann das auch!
Die Umsetzung des Radentscheids kostet zu viel Geld.
Begrenzte Mittel sind kein Argument gegen eine Förderung des Radverkehrs - im Gegenteil! Keinen anderen Verkehrsträger kann man so günstig und schnell ausbauen wie das Fahrrad. Straßenschäden werden vom Fahrrad kaum verursacht und Unfallkosten sind auch deutlich geringer als beim motorisierten Individualverkehr. Die Umwelt wird nicht belastet und giftige Abgase werden auch nicht produziert. Es gibt eigentlich keine teurere Art, Mobilität zu organisieren, als über den motorisierten Individualverkehr. Vielleicht Lufttaxis.
Wenn also mehr Menschen durch einladende Infrastruktur zum Umstieg auf das Rad bewegt werden, kann die Stadt eine ganze Menge Geld einsparen. Über Jahrzehnte hat die Stadt massiv in den Autoverkehr investiert. Inzwischen ist auch dem Letzten klar geworden, dass eine autogerechte Stadt auf Kosten der Lebensqualität geht. Ein Umsteuern kostet erst einmal Geld, aber ist auf lange Sicht günstiger. Und vor allen Dingen eine Investition für ein schöneres Bayreuth!
Wie kann ich mich engagieren?
Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich bei uns einzubringen. Aktionen organisieren, Medienarbeit, Unterschriften sammeln usw. Komm doch einfach zu einem unserer Treffen. Wir freuen uns auf dich!